Slalom

Wir sind zurück. Zurück auf der kleinen Insel Bali. Bali liegt mitten im indischen Ozean, südlich der indonesischen Hauptinsel Java und westlich von Lombok. Bali ist kleiner als Kreta. Die Insel Kreta sind wir vor 10 Jahren auf der Suche nach einem sehr bestimmten Ort einmal an einem Tag abgefahren – in Bali kann ich mir das gar nicht vorstellen. Bedenkt man, dass eine Strecke von ca. 45 km im Idealfall eineinhalb, im Normalfall zwei und im Falle einer "Ceremony", eines Unfalls oder einer Baustelle dreieinhalb Stunden plus, in Anspruch nimmt. Bali wirkt groß auf mich, die Strecken länger als sie sind. Die Straßen sind schmal, wenn sich in einer Kurve zwei Autos begegnen dauert es oft fast 10 Minuten, bis sie sich eng an eng, ganz langsam, durch die Biegung schieben. Oft sind die Straßen nicht nur schmal, sondern auch in schlechtem Zustand – Schlagloch folgt auf Schlagloch. Ein ganz besonderes Schlagloch befindet sich am Weg von unserem Dorf nach Ubud.

Als wir im vergangenen Jahr ankamen, war dort eine Baustelle: Ein Bereich von ca. drei Metern bis zur Mitte der Fahrbahn war mit Balken abgesperrt. Darin: das Schlagloch. Ich glaube inzwischen, es handelt sich um einen mysteriösen Ort, um einen paranormalen Hotspot. Ein Loch, das sich nicht schließen lässt, egal, was man hineinschüttet. Ich habe das genau beobachtet: Es wurde daran gearbeitet, aber die Baustelle blieb – und mit ihr das Loch. Beton wurde hineingeschüttet, aber die Baustelle blieb, und das Loch auch. Das ist inzwischen ein Jahr her. Die Balken sind weg, es gibt keine Baustelle mehr – doch das Loch ist noch immer da. Es ist nicht mehr so tief, aber es ist da, und man muss ihm mit dem Motorroller unbedingt ausweichen.

Offensichtlicher waren die Schlaglöcher auf der Hauptstraße durch unser Dorf – es waren viele, und seit sechs Tagen sind sie weg. Mit Asphalt gefüllt, glatt gepresst. Die Straße ist nun tadellos zu befahren. Aber weil sich alle so an die Hindernisse gewöhnt hatten, und weil auch wir genau wussten, wo sie sich befinden, sind wir alle noch ein paar Tage im gewohnten Slalom weitergefahren. Ich fand das sehr lustig – Mopeds, die in eleganten, langgezogenen Schlangenlinien durchs Dorf fahren. Auf einer glatt asphaltierten Straße. Ein bisschen wie im echten Leben, denke ich, wo ich auch manchmal Slalom fahre um längst geglättete Schlaglöcher. Manchmal ist es elegant, meistens einfach unnötig.

 

Sampai jumpa! Bis bald.