Mittwochs fahre ich oft mit dem Moped zum Pejeng Market, der bereits um 4:00 Uhr morgens öffnet. Vor Sonnenaufgang gibt es Fleisch und Fisch zu kaufen, ab ca. 8:00 Uhr übernehmen die Obst- und Gemüsestände, und nach Einbruch der Dunkelheit bietet der Night Market vor allem Nützliches und Snacks für Groß und Klein an. Meine Zeit beginnt ab 8:00 Uhr, wenn die Körbe gefüllt sind mit Mangos, den prächtig pinken Dragonfruits, Papayas, unzähligen Sorten von Bananen, mit Ananas und einer tropischen Frucht, die mich besonders fasziniert: Salak heißt das Obst.
Die Natur ist bekanntlich eine begabte Künstlerin, und die Salak – besser bekannt als Snake Fruit – ist zweifelsohne eine raffinierte Kreation. Sie ist etwa 6 cm groß und besitzt
eine Schale, die frappierend an die Haut einer Schlange erinnert. Ich betrachte sie, und ja, es kostet mich ein wenig Überwindung, zuzugreifen. Diese Schale ist eine Rüstung aus Schuppen,
glänzend braun und überraschend scharfkantig.
Manchmal frage ich mich: Warum macht eine Frucht das?
Warum tarnt sich dieses Früchtchen mit der schuppigen Raffinesse einer Python?
Will sie ihrer Bestimmung entgehen und nicht gegessen werden? Oder geht es um die positiven Eigenschaften, die viele Kulturkreise Schlangen zuschreiben – Heilung, Weisheit, Unabhängigkeit? Ist sie die Intellektuelle unter den Früchten – verglichen etwa mit der im Vergleich durchaus etwas banal wirkenden Zwetschke? Oder trägt sie vielleicht eine leise Weisheit über die Natur der Angst in sich? Unsere Vorfahren – besonders jene in Indonesien – mussten oft zwischen essbaren Früchten und tödlichen Reptilien unterscheiden, und die Snake Fruit scheint wie ein Test, den die Evolution hinterlassen hat. Wenn ich einen Korb voll Salak sehe, spüre ich die tief verwurzelte Angst vor Schlangen in mir. Vielleicht gilt das ja auch für andere Fressfeinde, und die schlangenähnliche Schale fungiert als eine Art Abwehrmechanismus gegen Vögel oder andere Tiere.
So oder so, ich sage mir: Die wahre Lektion ist, dass man manchmal die Angst entwaffnen muss, um etwas wirklich Außergewöhnliches zu erleben. Denn der Geschmack der Schlangenfrucht lässt all den Mut gerechtfertigt erscheinen: eine Kombination aus süß und sauer, die an Apfel, Banane und einen Hauch Zitrus erinnert, abgerundet mit einer leicht nussigen Note. Auffallend ist die Konsistenz – fest, knackig, fasrig – mit nichts vergleichbar, was ich kenne.