Roadtrip

Zurück auf Bali sind wir uns bewusst, dass die Zeit schnell vergeht und es noch so einiges zu entdecken gibt. Inzwischen sind wir mit der Infrastruktur und den Eigenheiten des balinesischen Straßenverkehrs vertraut genug, um uns auch längere Strecken mit dem Moped zuzutrauen.
Roadtrip Nummer eins führte uns nach Amed an die Ostküste, einem kleinen, noch recht verschlafenen Küstenabschnitt, der sich perfekt zum Schnorcheln eignet. Während ich so durch die Landschaft fahre, denke ich daran, dass ich mit 16 ein froschgrünes Puch Maxi bekommen habe – damit hat sich der Radius der Freiheit auf dem Land doch entschieden vergrößert. Mit 19 machte ich den Motorradführerschein, bin danach aber nie wieder gefahren. In meiner Herkunftsfamilie sind Führerscheine etwas, das man "hat" und zwar möglichst viele Buchstaben aus dem Alphabet.

Aber hier auf Bali bin ich auf den Geschmack gekommen. Ich liebe es, mit dem Motorroller durch die Landschaft zu cruisen. Nachdem ich auf meiner kleinen Honda Vario sogar drei Kinder durchs Reisfeld balanciert habe, traute ich mir mehr PS zu. Auch Nico wünschte sich für unseren Roadtrip etwas mehr Komfort – er hat einen Verleiher ausfindig gemacht und uns was Größeres "gecheckt". Nico ist mein Co-Pilot, Ben fährt fast immer mit Marco. Die Jungs haben ein sehr unterschiedliches Mitfahr-Verhalten, Nico hält gerne ein wenig Abstand, während Ben gerne eine kompakte Einheit mit dem Fahrer bildet, was gut warm hält bei den üblichen 30 Grad. Beide reden gerne während der Fahrt – die besten Gespräche finden am Scooter statt, das sagen mir übrigens auch andere Eltern hier.
Highlights sind für mich die Momente, in denen die Fahrfreude sich durchsetzt: Wenn ich beim Bergauffahren kurz vor der Kuppe noch etwas Gas gebe und spüre, wie die Maschine die Steigung überwindet, oder am Scheitelpunkt der Kurve, an dem ich wieder beschleunige. Es fühlt sich an, als würde man im perfekten Rhythmus aus der Kurve gezogen.
Gerade fahren wir durch die Ebene von Sidemen – dramatische Topographie: terrassierte Reisfelder, dichter Dschungel und immer wieder Flüsse, außerdem der imposante Mount Agung, der im Norden emporragt. Ich weiß schon jetzt, hier wird uns Roadtrip Nummer zwei herführen.