Exkurs: Bali-Pause in Tasmanien

Nach einer Bali-Pause über Weihnachten und Neujahr sind wir wohlbehalten zurück auf dem kleinen indonesischen Eiland. Unsere Weihnachtsreise führte uns zunächst nach Sydney und an unseren Herzensort Ocean Grove im Süden Australiens. Mit dem – wie wir finden – schönsten aller Plastik-Christbäume und zwei Schoko-Koala-Bären haben wir sommerlich gestimmt Weihnachten gefeiert. Meine Mutter im fernen Österreich hatte das Weihnachtsmotto 2024 „Perfekt ist … langweilig“ ausgerufen, und dem haben wir uns voll und ganz angeschlossen.

 

Das andere Ende der Welt

Nach den Weihnachtsfeiertagen sind wir – immerhin mit der Christbaumspitze im Gepäck und um ein paar Geschenke schwerer – nach Tasmanien gereist. Der südlichen Insel Australiens sagt man unberührte Natur nach, angeblich atmet man dort die reinste Luft der Welt, und die tasmanischen Teufel sind nur eine der einzigartigen Tierarten. Wesentlich größer als unser Wissen über Tasmanien war die Anziehungskraft, die es auf uns vier ausübte. Also: noch einen Traum verwirklichen – wer weiß schon, wann wir wieder in diesen Teil der Erde kommen.

Wir landen in Hobart bei ungewohnt frischen 17 Grad. In den kommenden Wochen erleben wir mehrfach, wie schnell sich Wetter und Temperaturen hier verändern: Ein Tag im Bikini am Strand, und schon am nächsten Morgen ziehen wir uns bei frostigen 9 Grad freudig die Skiunterwäsche an (ja, zugegeben, Bali hat uns ein bisschen verweichlicht). Gleich nach der Landung in Hobart werden wir am Flughafen von einem Hund herausgeschnuppert – als diejenigen, die Obst mitbringen. Es ist nicht erlaubt, Obst und Gemüse nach Tasmanien einzuführen*, also wandern Äpfel und Heidelbeeren in die Tonne. Der Hund wird überschwänglich für seine Dienstbeflissenheit gelobt, und ich bin verdutzt. In etwa gleicher Gefühlslage geht es weiter: Das Hotel schreibt mir, nach 20:00 Uhr nur Self-Check-in, weil spät. Zur Info: Frühstück morgen zwischen 8:00 und 9:00 Uhr. Aha.

Im Laufe unserer Reise lernen wir, dass es in Tassie Öffnungszeiten gibt – nicht alles ist immer verfügbar. Viele Cafés, Bäckereien und Lokale schließen schon um 16:00 Uhr, die kleinen lokalen Supermärkte haben bis 18:00 Uhr geöffnet.

 

Die Magie des Reisens
An unserem ersten Vormittag erleben wir eine Magie, die es für mich fast nur auf Reisen gibt – wir treffen eine Familie mit Zwillingen, die zur gleichen Zeit im selben Kindergarten wie Nico und Ben waren. Freunde aus Wien haben den Kontakt hergestellt, und im Vorfeld waren wir uns alle nicht sicher, ob wir einander kennen … vielleicht vom Sehen? Es dauert jedenfalls nicht lange, bis die vier Buben genauso in ihre Gespräche vertieft sind wie wir Erwachsenen! Jutta, Aaron, Kilian und Levi zeigen uns ihr Hobart – wir sind absolut begeistert! Von Hobart und von ihnen – was für ein wunderschöner erster Tag. Spät am Abend verabschieden wir uns. In Australien sind Sommerferien, und unsere neuen Freunde reisen am nächsten Tag nach Neuseeland. Wir verlassen Hobart Richtung Südwesten und beginnen unseren Roadtrip quer über die Insel, die ein Wanderparadies für uns ist – mehr als 50 % der Fläche Tasmaniens sind als Nationalparks geschützt!

 

Happy New Year!
Im kleinen Örtchen Franklin verbringen wir Silvester – und wer sich an meinen Beitrag vom letzten Jahr erinnert, dem sei gesagt: Da geht noch was! In Franklin findet Silvester nämlich gleich gar nicht statt. Keine Raketen, keine Kracher. Keine Partysounds, die wir vernehmen könnten. Die Kinder sind auch erschöpft, sie wissen, dass nach einer Wanderung vor einer Wanderung ist, und schlafen um 22:00 Uhr ein. Ich auch. Marco schafft es bis Mitternacht und wird mit einer Aurora Australis (einem Polarlicht) belohnt. Am Neujahrstag zeitig in der Früh schließen Marco und ich uns einer Runde örtlicher Schwimmer*innen an, die sich täglich zu einem Bad im sehr kalten Huon River treffen. 16 Grad und eine gut spürbare Strömung – uns macht das glücklich.

 

Ich hab’ einen Teufel gesehen!
Wir wandern zum südlichsten Punkt Australiens und staunen, dass wir nach zwei Stunden Wanderung von einem Strand mit fast karibischem Flair an einer riesigen Klippe stehen. Haushohe Wellen donnern heran, und kalter Wind saust uns um die Ohren. Wir begegnen auf unseren Wanderungen einer Pflanzen- und Tierwelt, die uns in ihrer Vielfalt und Schönheit staunen und schwärmen lässt. In den kommenden Tagen sehen wir Wombats, Kängurus unterschiedlicher Größe, Pinguine, wilde Hühner mit roten Augen, Adler sowie pfeifende, lachende und zwitschernde Vögel aller Art, Echidnas (eierlegende Säugetiere!), auch zwei Schlangen und einen Platypus (=Schnabeltier). Einmal ruft Ben: „Ich hab’ einen Teufel gesehen!“ Ob es tatsächlich einer der berühmten tasmanischen Teufel war? Wir wissen es nicht.

Wir spielen Fußball auf einem riesigen, menschenleeren Strand, sausen auf einem Boogie-Board riesige Dünen zum Meer hinunter und finden uns wenig später in Landschaften wieder, die uns sehr an das Salzkammergut erinnern. Wir versuchen, die dunkle Geschichte der einstigen britischen Gefangenenkolonie zu verstehen. Wir besuchen das berühmte MONA-Museum – unvergessen bleibt die Installation, die nur ich betreten durfte (women only!) – und das kleine Bootsbau-Museum am Ufer des Huon River, das Museum und Werkstatt zugleich ist.

Hartnäckig versuchen wir, ein Stück Plastik auf einem Wanderweg, Strand oder neben der Straße zu finden – und scheitern voller Freude. Tasmanien hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben – und lebt sie! Es gibt keinen Müll und keine Vergnügungsparks. Action und Abenteuer bieten Landschaft, Natur und Sportmöglichkeiten aller Art.

Am Ende unserer Reise würden wir gerne noch ein wenig bleiben, unsere neuen Freunde noch einmal treffen und ihnen sagen, wie fantastisch wir es hier finden. Wir würden gerne noch selbst ein Kanu bauen und noch mindestens viermal im kalten Fluss schwimmen, aber jede Reise hat auch ein Ende …

 

Nun sind wir zurück in Bali, und es fühlt sich für jeden von uns vier anders an.

 

 

* Nach Tasmanien darf kein Obst mitgebracht werden, um die Ausbreitung von Schädlingen, Krankheiten und invasiven Pflanzenarten zu verhindern. Tasmanien ist eine Insel, die durch ihre isolierte Lage und ihr einzigartiges Ökosystem sehr anfällig für die Einführung von schädlichen Organismen ist.