Galungan, Nyepi und ein leiser Geburtstag

Bali bereitet sich auf das wichtigste Fest des Jahres vor – Galungan steht vor der Tür! Bald schon wird man wieder überall die kunstvollen Penjor-Bögen sehen, die die Straßen säumen, während sich die Tempel auf das große Fest vorbereiten. Die Götter steigen für ein paar Tage herab, um nach dem Rechten zu sehen, und die Balinesen rollen für sie den spirituellen Teppich aus. Und kaum ist die himmlische Inspektion vorbei, wird es schlagartig still – denn kurz darauf ist Nyepi.


Nyepi ist, als hätte jemand den Hauptschalter von Bali umgelegt: kein Lärm, kein Licht, keine Bewegung – sogar der Flughafen macht eine 24-stündige Totalpause. Und genau an diesem feierlichen Tag des Nichts werde ich meinen Geburtstag…begehen. Mit einem zarten Happy Birthday vielleicht. An alle Gratulant:innen: das Telefon darf ich leider nicht abheben. Die Frage, "na wie fühlt man sich mit ...?" muss ich heuer nur in meinem Kopf beantworten. Anstrengend genug. Und sofern es einen Kuchen geben sollte, dann wohl mit Räucherstäbchen statt Kerzen. Ganz frische. Denn ganz in der Nähe unseres Hauses läuft die Räucherstäbchenfabrik im Moment auf Hochtouren. In der Luft mischen sich Noten von Sandelholz und Jasmin. Tausende Stäbchen liegen zum Trocknen in der Sonne.

 

Ein echtes Highlight vor Nyepi ist die legendäre Ogoh-Ogoh-Parade. Riesige, furchteinflößende Dämonenfiguren aus Bambus und Pappmaché werden nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen getragen, begleitet von Trommeln, Fackeln und viel Getöse. Die Dämonen sollen die schlechten Geister des vergangenen Jahres symbolisieren – und nach einem ordentlichen Umzug werden sie feierlich verbrannt. Es ist laut, es ist wild, und authentisch. Unsere Kinder lieben es, diese kunstvollen Monster in Aktion zu sehen.

Wir werden dabei sein, so lange bis wir richtig müde sind, so müde, dass Nyepi am Tag danach eine Wohltat wird.